Projekttag 4 – Little Children of the Philippines, Dumaguete

Gepostet am Jan 6, 2018

Life Skills im Circus de Bais

Nach drei erfolgreichen Projekttagen sind wir alle in einen öffentlichen Bus gestiegen und haben die Circus de Bais-Geburtsstätte wieder verlassen. Gerade eben noch frisch geduscht, klebt nach der Ankunft sofort der Großstadtstaub auf unserer Haut: Dumaguete – eine Stadt die, wie wir später erfahren haben, viel zu schnell wächst. An den Großstadtdschungel mussten wir uns nach dem überschaubaren Städtchen Bais erst einmal gewöhnen. Das Meer, dessen Wellen an das Ufer der schönen Hafenpromenade schlägt wird von der vollen Stadt und den vielen überladenen Tricycles übertönt. Nachdem wir uns über Nacht ein wenig akklimatisiert haben, starteten wir heute in einen proppenvollen Zirkustag bei der Little Children of the Philippines Foundation Inc. (LCP – www.littlechildren.org). Die Einrichtung wurde bereits 2016 von uns besucht und nimmt Kinder auf, die keine Eltern mehr haben, deren Eltern im Gefängnis sind oder Kinder, die zu Hause misshandelt wurden. Unsere Mission war klar: Wir wollten den Kindern und allen Beteiligten einen unvergesslichen Tag bereiten!

Um acht Uhr wurden wir und unser Zirkusgepäck dankenswerterweise von den Fahrern der LCP in zwei Vans abgeholt und nach unserem kurzen Workshopaufbau in einer großen Halle, kamen auch schon die etwa 50 Kinder der LCP und 20 Kinder mit Behinderung aus der Nachbareinrichtung sowie deren Eltern eingetrudelt, die von der LCP unterstützt werden. Alle Teilnehmenden hatten fast eine Stunde Zeit, an den unterschiedlichen angebotenen Workshops teilzunehmen. In einer Ecke wurden Masken und Fingerpuppen gebastelt, in der anderen Ecke wurden magische Zaubertricks ausgetauscht, in einer weiteren Ecke hat man das bunte Schwungtuch immer wieder auf und ab fliegen sehen und auf der Bühne wurden Menschenpyramiden gebaut sowie in der Mitte der Halle wie wild jongliert, sodass man alle Bälle, Devils-Sticks, Tücher, Diabolos und Teller nur noch in der Luft fliegen sah. Nachdem das Schnuppernagebot in vollen Zügen ausgereizt wurde, ging es ans einstudieren für eine kleine Zirkusvorstellung und dann hieß es: Manege frei für die grandiosen Artisten von Dumaguete! Die Kinder und Jugendlichen präsentierten auch nach so kurzer Probenzeiteine eine fabelhafte Show, bei der alle Spaß hatten und so viel gelacht wurde. Besonders schön war, dass nicht nur alle Kinder sondern auch die Erwachsenen mitgemacht haben. So haben diese einen Zumba-Dance hingelegt, dass die männlichen Zuschauer nur noch vor sich hingrinsen konnten, weil sie so begeistert waren. Nach einem gemeinsamen Abschlussfoto und der bekannten „Tschüss-Rakete“ haben wir also unser Ziel erreicht und vielen Kindern nicht nur ein Lachen ins Gesicht gezaubert, sondern bestimmt auch einen unvergesslichen Vormittag bereitet.

Doch das hat uns an Programm natürlich noch nicht gereicht und nach einen kurzen Mittagspause ging es auch schon in der Halle der LCP weiter. Uns erwarteten bereits über 200 Jugendliche, die im Rahmen eines Ausbildungsprogramms der LCP jeden Samstag zusammen kommen, um „life skills“ zu trainieren. Nach ein paar Gesprächen mit den Jugendlichen wusste ich auch was damit gemeint ist: auf spielerische Art und Weise soll das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Wichtig dabei sind ein verantwortungsvoller Umgang miteinander, die Selbstreflexion und Meinungsbildung und kritisches Hinterfragen von Informationen und Nachrichten. Vieler dieser Ziele deckt passenderweise auch der Circus de Bais ab. Die Jugendlichen wussten zwar am Anfang nicht so recht was genau passiert, waren aber dann mit vollem Elan dabei. So haben sie sich nicht nur schminken lassen, sondern haben sich auch gegenseitig geschminkt, vorsichtshalber schon einmal laute Tröten für das Neujahrfest 2019 gebastelt, Hand- und Fingerprints kreiert, sodass kein Finger und keine Hand mehr frei von Farbe war, Luftballontiere und neue Luftball-Kreationen geformt, Seifenblasen geschwungen, mit dem Schwungtuch gespielt und Seil gesprungen. Hochkonzentriert jonglierten die Jugendlichen und zwischendrin fand man auch ein Mädchen vom Vormittag, dass das Diablo sogar bis hoch zur Decke geworfen und natürlich wieder aufgefangen hat. Es wurde so viel und vor allem so gut gezaubert, dass uns leider ein paar Materialien weggezaubert wurden. Aber egal – vielleicht „tauchen“ sie morgen wieder auf. Denn egal wie schweißtreibend und anstrengend der heutige Tag war – ich freue mich schon wenn wir morgen wieder dort, vor Ort sind und für viele weiteren Kindern und Jugendlichen Programm anbieten dürfen und den Teilnehmenden auch „life skills“ mit auf den Weg geben können.

Clara