Maninoy hat ein einzigartiges Projekt namens „Lasang“ ins Leben gerufen, um der Entwaldung auf der Insel Negros entgegenzuwirken. „Lasang“ bedeutet in der lokalen Sprache einfach „Wald“. Das Projekt verbindet Aufforstung mit Bildungsförderung und schafft so einen nachhaltigen Kreislauf, der sowohl der Umwelt als auch den Menschen zugutekommt.
Seit 2008 haben Bauernfamilien mit der Unterstützung von maninoy über 40.000 Bäume in den bergigen Regionen der Insel gepflanzt. Dadurch wurden erodierte Berghänge wieder aufgeforstet. Der Clou an der Sache ist die Patenschaft: Familien erhalten nur dann Geld für die Schulausbildung ihrer Kinder, wenn sie ihre Patenbäume sorgfältig pflegen und großziehen. Diese Verknüpfung stellt sicher, dass die Aufforstung langfristig erfolgreich ist und die Bäume nicht einfach nur gepflanzt, sondern auch gehegt werden. Allein im Jahr 2012 wurden so über 6.000 Tropenbäume, darunter wertvolle Mahagoniarten, gepflanzt.
Warum ist der Schutz des Waldes auf den Philippinen so wichtig?
Die Philippinen, eine Inselgruppe mit über 7.000 Inseln, bestehen hauptsächlich aus schmalen Küstenstreifen und bergigem Hinterland. Sie liegen in einer feucht-tropischen Klimazone mit langer Regen- und kurzer Trockenzeit. Doch sie befinden sich auch in der sogenannten Taifunzone. Im Zuge des Klimawandels treten Taifune dort immer häufiger und extremer auf und bringen Stürme und sintflutartige Regenfälle mit sich.
Früher waren die Philippinen fast vollständig von tropischem Regenwald bedeckt. Doch innerhalb des letzten Jahrhunderts wurde die ursprüngliche Vegetation auf nur noch 10 Prozent reduziert – auf der Insel Negros, wo maninoy aktiv ist, sind es sogar dramatische 3 Prozent. Außer in den höchsten vulkanischen Lagen wurde der Wald überall abgeholzt, um Platz für Monokulturen wie Zuckerrohr zu schaffen. Dies führt insbesondere an den steilen Berghängen zur Bodenerosion, bei der die fruchtbare Erde abgetragen wird und die Hänge schließlich unfruchtbar macht.
Wie genau entsteht Bodenerosion in den Tropen?
In den Tropen ist Bodenerosion ein viel größeres Problem als in gemäßigten Klimazonen. Hier fällt nicht nur über das Jahr verteilt mehr Regen, sondern die Niederschläge kommen oft in heftigen Wolkenbrüchen.
Um Ackerbau zu betreiben, muss der Boden gepflügt und die Baumwurzeln, die ihn zuvor festgehalten haben, entfernt werden. Ohne diesen Schutz ist der Boden den starken Regenfällen hilflos ausgeliefert. Die nährstoffreiche Erde wird regelrecht den Hang hinuntergespült. Sobald die Erosion einmal begonnen hat, verstärkt sie sich selbst: Das abfließende Wasser formt kleine Kanäle, die die Erde noch schneller wegschwemmen. Schließlich landen die wertvollen Nährstoffe über Bäche und Flüsse im Meer. Auch wenn die Blätter von Feldfrüchten den Boden schützen, können sie das nie so effektiv wie das Blätterdach eines Baumes.

Sobald die Erosion einmal begonnen hat, verstärkt sie sich selbst: Das abfließende Wasser formt kleine Kanäle, die den fruchtbaren Boden noch schneller wegschwemmen.
Welche weiteren Auswirkungen hat die Erosion auf die Umwelt?
Mit dem Verlust des Waldes verliert der Boden auch seine Schwammwirkung. Das bedeutet, er kann Regenwasser nicht mehr aufsaugen und langsam an tiefere Schichten abgeben, um das Grundwasser und die für die Menschen so wichtigen Trinkwasserquellen zu speisen. Stattdessen fließt der Großteil des Wassers ungehindert ins Tal, was dort zu schweren Überschwemmungen führt.
Warum wird auf den Philippinen nicht einfach wieder aufgeforstet?
Die armen Bauern in den Bergregionen sind auf kurzfristige Einnahmen angewiesen, um ihre Familien zu ernähren und die Kinder zur Schule schicken zu können. Deshalb pflanzen sie Zuckerrohr oder Mais an, die schnell geerntet und verkauft werden können. Da die Bevölkerung stetig wächst und flachere Landstriche bereits bewirtschaftet werden, rücken die Bauern immer weiter in steile Hänge vor.
Der Erhalt des Waldes oder das Anpflanzen von Mischwäldern mit Edelhölzern würde den Boden langfristig schützen, doch eine arme Familie kann nicht jahrelang warten, bis die Bäume groß genug für den Verkauf sind.
Wenn ein Bauer sich entscheidet, einen Berghang zu bewirtschaften, wird der Wald Baum für Baum abgeholzt. Das wertvolle Holz wird verkauft, der Rest zu Holzkohle verarbeitet, was anfangs lukrativ ist. Doch das Geschäft ist nicht von Dauer: Irgendwann sind alle Bäume weg. Danach erodiert der ungeschützte Boden, wird ausgelaugt und unfruchtbar. Mit fortschreitender Erosion kommen immer mehr Steine zum Vorschein, bis nur noch eine leblose Karstlandschaft bleibt, auf der kaum noch etwas wächst.

Wenn ein Bauer sich entscheidet, einen Berghang zu bewirtschaften, wird der Wald zuerst Baum für Baum abgeholzt und verkauft.
Die Kopplung von Aufforstung und Patenschaft: Der Schlüssel zum Erfolg
Genau hier setzt maninoy an. Das Projekt möchte die Familien zu einer nachhaltigen Landwirtschaft motivieren. Maninoy schließt einen Vertrag mit den Bergbauernfamilien: Ein Kind der Familie erhält eine Ausbildungsförderung. Im Gegenzug pflanzt die Familie Baumsetzlinge, die auf der Projektfarm von maninoy vorgezogen wurden, und kümmert sich um ihre Pflege.
Einen Baum zu pflanzen, ist schnell getan – ihn großzuziehen, ist jedoch die eigentliche Herausforderung. Durch die Verknüpfung der Aufforstung mit der Patenschaft haben die Familien einen direkten Anreiz, die Bäume zu hegen und zu pflegen. Erst nach vielen Jahren, wenn die Bäume stattlich geworden sind, können sie gefällt und verkauft werden. Jeder gefällte Baum wird sofort durch einen neuen ersetzt, sodass der Wald erhalten bleibt.
Die Wahl der Bäume richtet sich nach dem Zustand des Bodens. Bei starker Erosion werden zunächst anspruchslose und schnellwachsende Bäume gepflanzt, die den Boden innerhalb weniger Jahre schützen und weitere Erosion verhindern. Das herabfallende Laub wird zu wertvollem Humus, der Boden erholt sich, und die Wasserquellen versiegen nicht mehr. Wenn der Boden sich verbessert hat, können die Bauern wertvollere, heimische Mahagoniarten pflanzen.
maninoy-Koordinatorin Angelita Carbo erklärt, wie maninoy Wälder aufforstet.

Einen Baum zu pflanzen, ist schnell getan – ihn großzuziehen, ist jedoch die eigentliche Herausforderung.
Agroforstwirtschaft: Die Kombination aus Land- und Forstwirtschaft
Um den Familien auch kurzfristig ein Einkommen zu sichern, werden die Bäume so gepflanzt, dass noch genügend Platz für andere Nutzpflanzen bleibt. Dort können Schatten liebende Pflanzen wie Kakao oder Kaffee, aber auch Feldfrüchte wie Mais, Maniok oder Süßkartoffeln angebaut werden.
Diese Art der Landbewirtschaftung, bei der Land- und Forstwirtschaft auf derselben Fläche kombiniert werden, nennt man Agroforstwirtschaft. Im Vergleich zu Monokulturen hat sie viele Vorteile:
- Der Boden, besonders an steilen Hängen, wird vor Erosion geschützt.
- Die Bodenfruchtbarkeit wird durch herabfallendes Laub verbessert, das von Würmern, Insekten und Pilzen in Humus umgewandelt wird.
- Der lockere Boden saugt das Regenwasser wie ein Schwamm auf und speist so Trinkwasserquellen und Grundwasser.
- Durch die Vielfalt der Pflanzen finden Tiere Nahrung und Lebensraum.
- Die Familien haben sowohl kurzfristige Einnahmen aus Feldfrüchten als auch langfristige Erträge aus dem Holzverkauf.
- Die Bäume entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid und tragen so aktiv zum Klimaschutz bei.
maninoy-Koordinatorin Angelita Carbo erklärt, wie maninoy Landwirtschaft mit Aufforstung von Wäldern verbindet.