Wie angespült liegt der rote (Zirkus)koffer am einsamen, nur vereinzelt von Treibholz gesäumten Strand in Sipalay. Ein Hund beschnuppert ihn neugierig. Doch nicht das Meer hat ihn hergetragen, er ist frisch aus Deutschland angereist. Hier im tiefen Sand, in dem die Rollen versinken, scheint der Weitertransport des Zentner-schweren Gepäckstücks unmöglich. Uns zumindest. Unser drahtiger Bootsfahrer kommt leichtfüßig angehopst, mit einem kräftigen Ruck hievt er den roten Giganten auf seine Schulter und ohne eine Miene zu verziehen stapft er in die anrollenden Wellen und lädt ihn zu den übrigen Gepäcksstücken auf das sich im Wasser wankenden Bangka-Boots.
Jetzt sind wir vollständig: Eng drängen sich auf den schmalen Sitzbänken elf Ehrenamtliche, Gepäck und nun zwei Zirkuskoffer. Unser Bootsfahrer nimmt seinen Platz am Heck des wackeligen Gefährtes ein; los geht die knatternde Fahrt den Fluss hinauf durch die Mangroven, wo unser Transport wartet, um uns zum Startpunkt der Zirkustour zu bringen, nach Bais. Der Heimathafen des Zirkus – nicht umsonst trägt der Circus de Bais die 75.000 Einwohner große Stadt im Süden der Insel Negros in seinem Namen. Denn hier liegt der Ursprung des Projekts: 2009 veranstaltete Michael Dietrich das erste Mal hier mit den Patenkindern von Maninoy e.V ein buntes Zirkusfest. Es gibt also keinen besseren Ort für den Start des zweiwöchigen Projekts! Und so stehen wir eine vierstündige Fahrt durch grünbewachsenen Hügel später bei leichtem Nieselregen vor der noch verlassenen Allzweck-Halle in den Mother Rita Homes in Bais, einem sozialen Wohnungsbau-Projekts. Heute Nachmittag werden wir den roten Zirkuskoffer öffnen und den Raum mit Spiel, Spaß, den unter Mühen aus Deutschland hergebrachten und gebastelten Requisiten und natürlich unzähligen Kindern in eine bunte Zirkusmanege verwandeln. Wir sind ganz gespannt, was uns an unserem ersten Projekttag in den Mother Rita Homes erwarten wird!
Marie