„The kids really enjoy!“
sagte mir eine Lehrerin der kleinen Grundschule am Stadtrand von Tacloban, nachdem sie sich die Puppenwerkstatt erklären ließ, sich bei mir über den Verein maninoy e.V. erkundigte und dabei den Blick über die aufgeregte Kinderschar schweifen ließ. Ein schöner Moment an einem abgelegenen Ort – der eigentlich gar nicht auf dem Plan stand …
Für den Abschluss des Circus de Bais 2018 war ein Projekttag in Manila an der University of the Philippines und deren Labor-Grundschule geplant. Zwölf Dozent*innen sollten morgens eine Einführung in unsere Arbeit bekommen und nachmittags, gemeinsam mit uns, das Programm für 150 Grundschulkinder gestalten. Doch schon am Mittwochabend erreichte uns die Email, dass unsere Flüge von Tacloban nach Manila storniert wurden. Der hiesige Flughafen musste wegen sicherheitsrelevanter Reparaturarbeiten für den ganzen Donnerstag geschlossen werden. Der starke Regen der letzten Tage hatte nicht nur ganze Stadtteile überflutet und für Erdrutsche gesorgt, sondern auch Löcher in die Startbahn gerissen, die nun geflickt werden mussten. Das sorgte für ein wenig Umplanhektik, da die Flüge für Freitag ihren Preis plötzlich verdreifachten und/oder gleich komplett ausgebucht waren. Mit ein bisschen Glück konnten wir noch einen Flug ergattern – leider aber nicht rechtzeitig zum geplanten Projekt an der Universität. Sehr schade …
Doch tauchte schon während unserer gestrigen Projektreflektion der Wunsch auf, noch mehr mit der Lighthouse Kids Ministry zusammenzuarbeiten, mit der wir kürzlich schon unterwegs waren. Die Kombination aus gesundem Essen für arme Kinder und einer bunten Zirkusaktion an wirklich abgelegenen Orten hat uns allen sehr gut gefallen. Also wurden schnell ein paar SMS mit unserem Ansprechpartner Leo ausgetauscht und schon waren wir in der Donnerstagnachmittagstour mit eingeplant. Nachdem die Überflutungen zurückgingen, wurde das stadtweite Schulfrei wieder aufgehoben und die Versorgungstouren der Lighthouse Kids gingen auch wieder den geregelten Plänen nach.
Die Spuren des Wassers waren in den Klassenzimmern und auf dem Schulhof der Badiangay Elementary School noch deutlich zu sehen. Die zwischen Reisfeldern gelegene kleine Grundschule stand fast gänzlich – etwa 1,50 Meter tief – unter Wasser. Pfützen in den Räumen und zum Trocknen ausgelegte Schulhefte spiegeln das Ausmaß des Regenwetters wieder. Und viele der Schulkinder sind trotz Verpflichtung nicht zur Schule gegangen, da sie zu Hause beim Beseitigen der Wasserschäden helfen mussten. Diese Abwesenheiten sind leider keine Seltenheit, erfahren wir von Leo, da die Kinder oft dringend für die Feldarbeit als Unterstützung benötigt werden. Da hat in vielen Familien die Sicherung des Unterhalts vor der allgemeinen Schulbildung Priorität.
Nichtsdestotrotz versammelten sich schnell an die 70 Kinder in unserer improvisierten Zirkusarena auf dem Schulhof. Dabei kamen die Kinder nicht nur aus den Klassenzimmern, sondern auch aus dem angrenzenden Dorf zu uns. Schulkinder und Nichtschulkinder spielten auch heute wieder zusammen Zirkus, waren kreativ, sprangen, tanzten, lachten und strahlten um die Wette. Mit Hilfe so vieler sonniger Gemüter waren die letzten Wolken schnell vertrieben und die Sonne selbst mischte sich mit vollem Einsatz unter die Kinder – und trocknete ganz nebenbei Schulhefte, Klassenzimmer und Schulhof.
Als wir schließlich nach einigen verspielten Stunden wieder einpacken mussten und mit dem Van der Lighthouse Kids Ministry durch das Dorf fuhren war der Straßenrand gesäumt von bunten Luftballons, fantasievoll bemalten Masken, lustigen Fingerpuppen und vielen zum Abschied lächelnden Gesichtern. Dieser letzte Eindruck dieses gelungenen Projektabschlusses bleibt uns wohl allen nachhaltig in Erinnerung. Wehmütig tippe ich die letzten Zeilen dieses Blogeintrages, denn mir wird bewusst, dass der Circus de Bais 2018 nun wohl zu Ende geht. Eine tolle, eindrucksvolle und herzerwärmende Zeit voller Spielfreude und Dankbarkeit liegt hinter uns und hat hier und da sicherlich seine Spuren hinterlassen!
Wehmütig – aber zufrieden und glücklich,
Michi