„Hier dürfen Kinder Kinder sein.“
Nach dem wir am Montag eine extrem schaukelige mehrstündige Überfahrt von Dumaguete über Tagbiliran nach Ormoc hinter uns gebracht hatten, konnten wir uns gestern in Ruhe auf unseren heutigen Projekttag vorbereiten. Da Kathrin, Vroni, Rudi, Stefan und Andi schon weiterziehen mussten, haben wir ein neues Intro einstudiert und die Aufgaben und Workshops für die nächsten beiden Tage verteilt.
Um kurz nach 8 Uhr holte uns Denni Lepon, der Schulleiter der Ormoc Holy Trinity Montessori Academy Inc., mit einem Pick-Up ab. Wir kannten ihn schon von unserem letzten Besuch 2016 und er erzählte uns sogleich, dass die älteren Schüler, die sich noch daran erinnern können, schon sehr aufgeregt seien und sie sich sehr freuen. Die Ormoc Holy Trinity Montessori Academy Inc. ist eine integrative – und auch für einkommensschwache Familien leistbare – Privatschule, welche die Erziehungsmethoden von Maria Montessori versucht umzusetzen, was sich beim philippinischen Schulsystem oft schwierig gestaltet. Dennoch dürfen hier laut Denni „Kinder noch Kinder sein und auf individuelle Weise lernen.“
Marie und Jana durften bei leichtem Regen auf der Ladefläche zusammen mit unserem roten und schwarzen Circuskoffern Platz nehmen, wir anderen konnten einen Sitz im Auto ergattern. Nach einer kurzen wackeligen Fahrt waren wir auch schon angekommen und wurden sogleich herzlich von vier Schülerinnen offiziell begrüßt.
Nachdem wir unter viel Gewusel unsere verschieden Workshops vorbereitet hatten, starteten wir mit unserem neuen Intro und konnten die 45 Kinder und 15 Lehrer/Erwachsenen auf Anhieb begeistern, sodass die 3 – 13 jährigen sofort bereit waren, sich für einen von den fünf Workshops zu entscheiden.
Ohne große Umschweife machte sich sofort eine kleine Gruppe daran Sockenpuppen zu kreieren. Obwohl der Raum sehr klein war und die Kinder sehr aufgeregt, waren die fertigen Puppen wunderschön geworden und die Kinder waren zu recht megastolz auf ihr Ergebnis. Auch bei den anderen Workshops waren alle fleißig am Üben, um für die Vorstellung gut vorbereitet zu sein. Egal ob beim Jonglieren, Tanzen, Zaubern oder bei den Akrobaten – überall wurde wissbegierig alles ausprobiert. Es war sehr hilfreich für uns, dass auch die Lehrer der Schule uns bei den einzelnen Stationen unterstützt und teilweise sogar mitgemacht haben.
Was mir besonders auffiel, war mit welcher Engelsgeduld die Lehrerinnen mit allen Kinder umgingen. Auch bei den Schülern die – auf den ersten Blick – etwas undiszipliniert waren, redeten sie ruhig ohne erhobene Stimme und versuchten zu erklären, was sie zu tun hatten. Ich denke, es herrscht für die Kinder hier eine wunderbare Schul-Atmosphäre.
Nach einer guten Stunde waren dann alle bereit loszulegen, um ihre erlernten Kunststücke bei der Circusvorstellung zu zeigen. Genau wie an den Projekttagen zuvor war diese wieder ein voller Erflog und von einigen Kids waren wir sehr positiv überrascht wie konzentriert sie auf der Bühne performten.
Wir verabschiedeten uns mit einem großen „Tschüss“ und die Kinder natürlich mit der Frage, wann wir denn wiederkommen – und setzten ihr schönstes Lächeln auf.
Denni fuhr uns zurück zu unserer Unterkunft und bot uns netterweise an, er könnte uns am Nachmittag nach Balagtas fahren, dies ersparte uns eine Menge Zeit. Wir wollten nämlich dort schon mal bei der Ortsvorsteherin Bescheid geben, dass wir am Freitag vorbeikommen, um dort am Basketballplatz von Balagtas zum mittlerweile vierten mal mit den Kindern zu spielen.
Als wir direkt an der Straße ausgestiegen sind, war es für uns alle wie „nach Hause kommen“. Einige erkannten uns gleich und fingen sofort an, sich mit uns zu unterhalten. Wir haben dann noch unser selbst gemaltes Plakat am „weißen Brett“ aufgehängt, damit auch alle Leute Bescheid wissen, dass am Freitag der Circus de Bais wieder vor Ort ist.
Steffi